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Vom 26.5.1974 an war die Lokomotive bei guter Pflege im Bw Stuttgart zu Hause; in Stuttgarter Zeit erlebte sie zum dritten mal die Änderung ihres Anstrichs in ihrer Laufbahn: das oceanblau-beige Farbkonzept zierte die Lok ab 1977 und mit ihm wurden erste Umbauten an der Maschine vorgenommen. So wurden die umlaufenden Regenrinnen entfernt und durch Gummilippen ersetzt, die man aber nur über Türen und Fenstern anbrachte. Das geteilte und zu öffnende Maschinenraumfenster wurde durch eine einteilige, in den Ecken abgerundete Glasscheibe ersetzt, die umlaufende Griffstange und Tritte beließ man an der Maschine. Im Gegensatz zu vielen Schwestermaschinen wurden die eingebauten Mehrfachdüsenlüftergitter mit senkrechten Stäben nicht gegen Lüftergitter der Bauart Klatte getauscht, so das die seit der Umstellung auf das Computernummernsystem 1968 110 239-1 genannte Maschine recht halbherzig modernisiert oder noch nicht vollständig entfeinert wirkte.
Im Jahre 2002 sollte 110 239-1 im Rahmen der Hauptuntersuchung auch rein optisch ihren Schwestermaschinen vollends angeglichen werden, es wurden also o.g. Teile entfernt und zusätzlich die Haltestangen an den Führerstandsaufstiegen gegen die neuere Bauweise aus Aluminium getauscht. Die Maschine wurde im Zuge der Hauptuntersuchung in das verkehrsrote Farbschema lackiert und hat demnach das wenig beliebte orientrote Farbschema nie getragen. Aus allen Entfeinerungen und Änderungen an 110 239-1 ergab sich, das mit der Übernahme der Lokomotive durch den Lokomotiv-Club 103 e.V. und seiner Zielsetzung, 110 239-1 in eine E 10 1239 zu verwandeln, ein kompletter Rückbau geworden ist. Ein solcher Rückbau ist vom Umfang her nicht nur eine Neulackierung, sondern mit zahlreichen zusätzlichen Mühen verbunden. Zwar konnten einige Teile, die für den Rückbau erforderlich waren schon vorab beschafft werden, zahlreiche Teile wie Trittstufen, Lüftergitter , Maschinenraumfenster, Beschilderung und diverse andere Teile mussten aufwändig reproduziert werden, die vorab gewonnenen Teile mussten aufwändig in Handarbeit aufgearbeitet werden.
Der Weg, alle Teile in historisch korrekter Ausfertigung zu beschaffen war außerordentlich schwierig und trieb gelegentlich seltsame Blüten: so ist versucht worden, an 110 228 in Stuttgart eine Schablone von den Trittstufen zu erstellen, was bei heftigem Wind nahezu unmöglich war, aber letztlich gelang. Nur hatte die Musterlokomotive eine andere Trittstufenbauart als eben E 10 1239, was sich erst später herausstellte und die Mühen vergebens werden ließ. Ein ebenso großes Problem war die Beschaffung der Maschinenraumfenster: von Personalen des AW Opladen sind die zweigeteilten Fenster in ihren Gartenlauben verbaut worden, es musste also die in Auflösung befindliche Kleingartenanlage in der Nähe des AW Opladen nach eben solchen Fenstern abgesucht werden, leider war man mit seinem Ansinnen nicht allein und auch nicht der erste........ .
Da der Weg zur Rheingoldlokomotive nicht das Ziel aller Vereinsmitglieder war,sondern deren Fertigstellung, wurde für jede Frage auch eine Antwort gefunden und so konnte 110239-1 im Sommer 2008 in das AW Dessau einrücken, wo wirkliche Fachleute mit großem Know-how und Verständnis für unser Anliegen die Lokomotive zu verwandeln begannen . Wenig später war aus der unscheinbaren Kasten-10er das geworden, was 1962 als " Stolz der Bundesbahn " bezeichnet wurde : Eine E 10.12, namentlich E 10 1239.
Als herausragend darf hier erwähnt werden, das es am 3.10.2008, dem Tag der Deutschen Einheit, erstmals möglich war , unsere Rheingoldlokomotive E 10 1239 zusammen mit authentischen Rheingoldwagen des Freundeskreises Eisenbahn in Köln-Nippes zu sehen und abzulichten; 46 Jahre war ein solches Zusammentreffen nicht möglich und ist wohl unter den Worten unseres ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt zu sehen: " Jetzt wächst zusammen , was zusammen gehört. "
An dieser Stelle sei auf das große Engagement aller am Projekt beteiligten Firmen und Personen hingewiesen, ohne deren Hilfe - egal in welcher Form - die Freude über die heute wieder strahlende E 10 1239 nicht hätte entstehen können, da ohne diese Hilfe und von " man müsste " ein solches Projekt nicht erfolgreich zum Ziel zu bringen ist.
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